Was ist Yoga?
Hier ein Versuch, die richtigen Worte über ein Thema zu finden, welches so tiefgreifend und teilweise unantastbar ist, dass wir am besten einfach einmal beginnen zu üben, ohne viel darüber nachzudenken.
Mit großem Respekt, Hingabe und Dankbarkeit an alle, die das Wissen weitergetragen und -gegeben haben.
...Work in progress...
"yogascittavrttinirodhah"
Yogasutra 1.2
... Der Zustand des Yoga tritt ein, wenn die Bewegungen des Geistes zur Ruhe kommen ...
Es gibt viele Texte, Bücher, Schriften oder Interpretationen über den Begriff Yoga.
Die Bedeutung des Wortes stammt aus der Wortwurzel "yuj" und bedeutet soviel wie, "anschirren", "anjochen", "zusammenbinden".
Eine Art "Zusammenführen" von Körper, Atem und Geist,
Einheit und Verbindung schaffen, sich verbunden fühlen mit sich selbst und Allem.
"Man hat sich von sich selbst entfernt und Yoga bringt einen zurück zu sich selbst. Das ist alles."
... T.K.V. Desikachar ...
Eines der "Standardwerke" ist das Yogasutra von Patanjali, ein Leitfaden (=Sutra), mit insgesamt 194 Versen in Sanskrit, welches uns als Begleitung auf unserem Lebens (Yoga-)weg dienen kann.
Patanjali war ein indischer Gelehrter, der oft als "Halb Mensch - Halb Schlange" dargestellt wird und der Legende nach im Zeitraum um das Jahr 0 herum gelebt haben soll.
Die Verse des Yogasutras haben viele Gelehrte und Mystiker im Laufe der Zeit inspiriert und zur Interpretation eingeladen.
Texte, die in Sanskrit verfasst wurden, regen zum Nachdenken an, da diese uralte Sprache - auch die Sprache der Gelehrten genannt - teilweise auf Silben, die aneinander gereiht werden, beruht.
"Heute, da der Westen mühsam versucht, eine Brücke zwischen Körper und Geist zu schlagen und die Trennung zwischen Psychologie, Religion, Philosophie und Naturwissenschaften aufzuheben, kann das Yogasutra viele wertvolle Erkenntnisse vermitteln."
... R. Sriram ...
Das Yogasutra gliedert sich in 4 Kapiteln. Die Themen der Verse werden von Kapitel zu Kapitel subtiler und greifen gleichzeitig ineinander, wie Perlen, die an eine Kette gefädelt sind.
Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass sich meine Interpretationen immer wieder verändern, je nach Tagesverfassung. Es gibt auch Tage, an denen gewisse Sutren für mich keinen Sinn ergeben und manches habe ich auch noch garnicht verstanden.
Aber darum geht es, denke ich, auch garnicht. Man muss nicht immer alles verstehen. Fast alles ergibt sich im Tun.
So, wie auch das allererste Sutra einleitend besagt:
"atha yoganusasanam"
"Einheit lässt sich nicht erdenken oder erfühlen, sondern übend erfahren"
... R.Srisam ...
Das erste Kapitel, "Samadhi-Pada" genannt, bezieht sich hauptsächlich auf unseren Geist und seine Aktivitäten, wie unser Handeln und Wahrnehmen dadurch geprägt sind, Empfehlungen, die uns dabei helfen können, die Verdrehungen in unserem Denken zu durchschauen und darauf zu vertrauen, dranzubleiben, auch wenn uns Manches hinderlich erscheint.
Das zweite Kapitel, "Sadhana-Pada" genannt, beschreibt und erläutert Empfehlungen, die den Übungsweg betreffen.
Hier kristallisiert sich ein ganz wesentlicher und durchaus zugänglicher Teil heraus: Der "Achtgliedrige Pfad", auch "Ashtanga Yoga" genannt.
Hier finden wir eine relativ klare Anleitung bzw. Empfehlung, die sich aus 8 (=Asta) Gliedern (=Anga) zusammensetzt:
Yama
Niyama
Asana
Pranayama
Pratyahara
Dharana
Dhyana
Samadhi
Yama/Niyama
Schon die Bedeutung der ersten beiden Glieder füllen ganze Bücher, welche uns Erklärungen und Interpretationen anbieten. Sie können als Lebensempfehlungen gesehen werden und als ein Leitfaden, der uns zu einem bewussten Leben, aber auch Erleben von uns selbst und unserem Umfeld, verhelfen können.
Die "Yamas" und "Niyamas" setzen sich erneut aus zehn weiteren Unterkategorieren zusammen, die wieder ineinandergreifen und nicht ganz gesondert zueinander betrachtet werden, bzw. aufeinander aufbauen.
Die "Yamas" behandeln in erster Linie den Umgang mit unserem Umfeld und setzen sich zusammen aus:
Ahimsa - Gewaltlosigkeit
Satya - Wahrhaftigkeit
Asteya - Nicht Stehlen
Brahmacharya - Sinnliches Maßhalten
Aparigraha - Anspruchslosigkeit
Die "Niyamas" beziehen sich auf den Umgang, den wir mit uns selbst pflegen und setzen sich zusammen aus:
Saucha - Reinigung
Santosha - Zufriedenheit
Tapas - Das Feuer der Selbstdisziplin
Svadhyaya - Das Selbst-Studium
Ishvara Pranidhana - Hingabe zum Göttlichen
An dieser Stelle ist es mir wichtig zu erwähnen, dass Yoga keine Religion ist und die oben angeführten Lebensempfehlungen nicht als "Gebote" gesehen werden sollen. Es macht auch überhaupt keinen Sinn, sich permanent an all das zu halten. Viel mehr können wir uns immer wieder etwas herausnehmen, das uns für uns selbst gerade als vordergründig erscheint, um es nach und nach in unser Leben zu integrieren und zu beobachten, was sich dadurch verändern kann. Auf diese Art schaffen wir für uns selbst, aber auch für unser persönliches Umfeld, neue Sicht- und Denkweisen und können Schritt für Schritt alte und hinderliche Muster in uns auflösen.
Mit der Zeit bemerken wir, dass einzelne Themen nicht gesondert voneinander zu sehen sind und können manchmal sogar beobachten, wie das Eine das Andere automatisch ergibt.
Oder es wird uns durch unsere persönliche Erfahrung im Umgang mit den Yamas und Niyamas, ganz von alleine, bewusst, wie sich während der Arbeit an einem Thema unsere Sichtweise auf ein Anderes, ganz von alleine, verändert, bzw. wir schon einen wichtigen Grundstein oder eine gewisse Vorarbeit zum neuen Thema geleistet haben.
"Je stärker wir das Vertrauen in uns spüren und je intensiver unsere Bemühungen sind, desto näher rückt das Ziel"
Yogasutra 1.20